Eröffnung: 25. August 1958 Nächster Bahnhof Richtung Kremmen: Hohenschöpping
Schließung: 24. Mai 1998 Nächster Bahnhof Richtung Schönholz: Hennigsdorf
Sommer 2018 abgetragen Telegraphische Abkürzung: Hdn für Hennigsdorf Nord
Lage im Streckennetz: Kilometer 21,0 der Strecke Schönholz—Kremmen.
 

 

 

 

 

 

Zum Titelbild: S-Bahn-Idylle 1975. Ein Zug nach Velten setzt gleich seine Fahrt fort. Foto Peter Bley

 

Ein Kind des Kalten Krieges

 

Die Deutsche Reichsbahn baute seit 1951 kontinuierlich den Berliner Außenring auf, um die Westsektoren Berlins zu Umfahren. Dazu entstanden an den Kreuzungspunkten des Berliner Außenrings mit den Radialstrecken der S-Bahn schlichte

Umsteigebahnhöfe. In Hennigsdorf Nord entstanden auf dem Außenring zwei Seitenbahnsteige, an der Kremmener Bahn am östlichen Rand der Strecke an der Straße Hennigsdorf-Velten ein Seitenbahnsteig, dem sogar ein Empfangsgebäude spendiert wurde. Am 18. August 1958 wurde der Bahnsteig am Außenring eröffnet, der Bahnsteig an der Kremmener Bahn folgte eine Woche später.

 Als am 13. August 1961 durch den Bau der Mauer Berlin (West) endgülig vom Verkehr mit der DDR abgeriegelt wurde, nahm die Bedeutung des Bahnhof Hennigsdorf Nord für den Umsteigeverkehr enorm zu. Fahrgäste, die von Berlin (Ost) ins nördliche Umland fahren wollten, mussten mit den sog. „Sputniks" nach Hennigsdorf Nord fahren und von dort die S-Bahn bis Velten oder Hennigsdorf nutzen. Die S-Bahn fuhr nach dem 13. August 1961 im Inselbetrieb zwischen Hennigsdorf und Velten.

 Gleisplan der Abzweige zum und vom Außenring Stand 1967. Rot umrandet der Haltepunkt Hennigsdorf Nord. Archiv Kremmener Bahn.netGleisplan der Abzweige zum und vom Außenring Stand 1967. Rot umrandet der Haltepunkt Hennigsdorf Nord. Archiv Kremmener Bahn.net

Die Zeit von 1961 bis zur Außerbetriebnahme 1998

 

Am Bahnsteig der Kremmener Bahn hielten nicht nur S-Bahnzüge, sondern im Berufsverkehr auch lokbespannte Züge. Seit dem Einreiseverbot für Einwohner von Berlin (West) 1952 fehlten dem LEW Hennigsdorf Teile der Belegschaft aus den Westsektoren. Die neu gewonnenen Mitarbeiter wohnten z.T. in und um Oranienburg. Um die neuen Verkehrsströme zu bewältigen wurde 1951 die Nebenbahn Oranienburg - Eden - Leegebruch - Velten gebaut, die am 24.02.1951 in Betrieb ging. Im Berufsverkehr fuhren zwei Züge nach Hennigsdorf durch, die 6:35 und 13.12 Uhr in Hennigsdorf ankamen und 14:39 und 16:28 Uhr nach Oranienburg zurückfuhren.[1] Eine größere Zugdichte war wegen der Eingleisigkeit nicht durchführbar.

 Mit dem Mauerbau am 13. August 1961 mussten die wenigen verbliebenen Fahrgäste einen großen Umweg fahren, wenn sie nach Berlin (Ost) fahren wollten. Ab Hennigsdorf Nord gelangte man über den Berliner Außenring (BAR) in die Stadt. Immerhin wurde der Haltepunkt weiterhin von der S-Bahn im Inselbetrieb Hennigsdorf-Velten versorgt.

 

 

Ein Ferkeltaxi auf dem Weg nach Velten im Februar 1998. Drei Monate später erfolgte die Schließung des Bahnhofs. Februar 1998 Foto Markus HellwigEin Ferkeltaxi auf dem Weg nach Velten im Februar 1998. Drei Monate später erfolgte die Schließung des Bahnhofs. Februar 1998 Foto Markus Hellwig

Am 20. September 1983 hatte auch dieses ein Ende. Der Inselbetrieb erwies sich als zu teuer und unwirtschaftlich. Die Strecke Hennigsdorf-Velten wurde mit Oberleitung elektrifiziert Ab dem 07. Oktober 1983 hielten moderne Doppelstockzüge in Hennigsdorf Nord. Die Stromschiene der S-Bahn wurd bald danach abgetragen. Rund vier Jahre später musste die Deutsche Reichsbahn die Stromschiene wieder montieren: Das damalige Kombinat LEW Die Rückfahrt nach Hennigsdorf. Die Oberleitung wurde erst im Jahr 2000 entfernt, obwohl die Strecke schon seit 1995 nicht mehr elektrisch befahren wurde. Februar 1998 Foto Markus HellwigDie Rückfahrt nach Hennigsdorf. Die Oberleitung wurde erst im Jahr 2000 entfernt, obwohl die Strecke schon seit 1995 nicht mehr elektrisch befahren wurde. Februar 1998 Foto Markus HellwigHennigsdorf wollte die neu entwickelte Baureihe 270 erproben. Als Folge dieser Erprobungsfahrten fielen fahrplanmäßige Züge aus. Um diesen unhaltbaren Zustand aus der Welt zu schaffen, wurde 1987 zwischen Hennigsdorf und Velten das zweite Gleis als Erprobungsgleis für LEW Hennigsdorf wieder aufgebaut und Mitte 1989 in Betrieb genommen.[2]

Mit der politschen Wende veränderten sich die Verkehrsströme grundliegend. Nicht nur der zunehmende Individualverkehr ließen die Fahrgastzahlen auf dem Berliner Außenring und somit auch in Hennigsdorf Nord sinken. Neue direkte Verbindungen in die Stadt Berlin waren nun mal attraktiver als die umständliche Umfahrung über den Außenring. Am 24. Mai 1998 kam das endgültige Aus für den Bahnhof.

Ein neuer Bahnhof Hennigsdorf Nord war für die mögliche Wiederinbetriebnahme der S-Bahn nach Velten in Planung. Die Wiederinbetriebnahme der S-Bahn ist aber nach der am 23. April 2012 stattgefundenen Regionalkonferenz zum Landesnahverkehrsplan nicht mehr vorgesehen.[3]

Update 6. September 2018: Die Strecke von Hennigsdorf nach Velten war für Streckensanierungsarbeiten in der Zeit vom 5. Juli bis zum 2. September 2018 gesperrt. Bis Mitte August 2018 wurde der Haltepunkt Hennigsdorf Nord vollständig rückgebaut. Somit ist wieder ein Verkehrsbau aus dem Stadtbild verschwunden.

 

 

 

 

 

Der Bahnhof Hennigsdorf Nord im Zeitenwandel - die Fotogalerie

 

 

 

 

 

 

 

 

Quellen und weitere Links

[1] Verkehrsgeschichtliche Blätter 02/89 Zur Frühschicht nach Hennigsdorf - Vorgeschichte, Bau und Betrieb der ehemaligen Nebenbahn Velten – Oranienburg.
[2] Berliner Verkehrsblätter 12/87 Kurzmeldungen Seite 264 sowie Peter Bley, Die Kremmener Bahn, Verlag B. Neddermeyer 2004 Seite 132
 
[3] Hennigsdorfer Generalanzeiger vom 24. April 2012 Artikel Abfuhr für Veltener S-Bahn
 

Der Bahnhof Hennigsdorf Norf auf www.stadtschnellbahn-berlin.de/

 Letzte Überarbeitung: 6. September 2018